Saigon Vietnam
Sie sind ständig in Bewegung. Motorräder mit eins, zwei, drei Personen kurven über den Asphalt, dazwischen schwerfällig der Bus, wie ein Wal inmitten von flinken Delfinen.
Kaum hat sich eine Kolonne in die Seitenstrasse gequetscht, drängt sich schon die nächste auf das Rund, als folgen sie einem unsichtbaren Hexenmeister, der mit sanften Handbewegungen den Verkehr lenkt. Der arme Tropf – längst hätte ihm die Kakophonie aus Hupen das Gehör geraubt und seine Lunge wäre verrusster als die eines Kettenrauchers. Glücklicherweise ist es nur das Lichtsignal, dass eine angedeutete Ordnung in den Verkehr bringt.
Da muss ich schmunzeln. Eine Frau mit einem Strohhut auf ihrem dunklen Haar thront wie die Königin von England auf einem Damenfahrrad und fährt ganz gemütlich zwischen den ihr so überlegenen Metallhaufen. Jeder respektiert ihren Platz, ein Motorradfahrer bremst etwas gar abrupt, sodass die Taschen auf seinem Rücksitz bedrohlich wackeln. Man nennt sie auch Meister des Stapelns, diese Asiaten. Reissäcke, Kartonschachteln, zwei Bürostühle, Eisklötze, einen Tisch.
Das wilde Treiben rund um die Reiterskulptur im Zentrum des Kreisels wirkt nicht wie Anarchie, sondern erinnert an ein geordnetes Chaos. Entspannter Alltag halt, alles wie immer. Der Taxifahrer drückt aufs Gas.